Huhu, ja genau, überraschenderweise habe ich mal wieder einen Teil meiner Ferien (Herbstferien) im Harz verbracht. Bei Tante Ernie und Onkel Alfred 😦 🙂
Die Bahnfahrt dahin war wie immer super. Ich liebe vorbeirasende Landschaften, Englisch sprechende Menschen im Abteil und Leute mit riesigen Koffern oder Rucksäcken. Ich spiel dann immer folgendes Spiel: Ich suche mir eine Person heraus, die mir besonders merkwürdig erscheint und stelle mir vor, wohin sie noch weiterreist. Also diesmal war da zum Beispiel so ein Typ, der hatte winzige Muster-Tattoos auf den Ohrläppchen und eine riesige Angel im Gepäck. Aus seinem Rucksack quoll ein drei Zentimeter dicker Wollschal und eine Fellmütze Und da habe ich ihn sofort beim Eisfischen in Finnland gesehen. Darüber hatte ich mal gelesen. Da schlägt man sich ein Loch ins Eis, starrt ins Dunkel und wartet darauf, dass was anbeißt. In meiner Vorstellung hatte dieser Ohrläppchen-Tatoo-Typ ein irre gutes Händchen für Riesenfische. Manchmal waren sie so groß, dass er sogar richtig mit ihnen kämpfen musste, wenn er sie erst einmal aus dem Loch gezogen hatte. Und dann, jedes mal, wenn er wieder ein solches Tier erlegt hatte, ließ er sich ein neues, winziges Muster in sein Ohrläppchen einstechen und grinste zufrieden. Auch ein bisschen unheimlich ….
Auf diese Weise erlebe ich wenigstens Abenteuer im Kopf und das gefällt mir.
Diesmal allerdings hatte Onkel Alfred wirklich einen abenteuerlichen Plan. Er war selbst etwas aufgeregt, glaube ich. Das kommt nicht oft vor, da er eigentlich am liebsten gemütlich vor dem Fernseher sitzt, Füße in seinen Wollhausschuhen und den Fußballspielern wichtige Tipps gibt 🙂
Diesmal aber sagte er schon kurz nach meiner Ankunft am Mittwoch: „Hey Juni, ich brauche mal deinen super Blick für alles und außerdem wirst du nicht seekrank so wie deine Tante. Da schwimmt seit Tagen so etwas Merkwürdiges bei uns vorne auf dem See herum. Es ist Dunkel und bewegt sich ganz merkwürdig …“
Ich habe gleich zusammen mit meinem Onkel das Paddelboot aus dem Schuppen geholt und wir haben es die paar Meter zum Knaakensee geschleppt. Und ja, ich muss euch wirklich sagen, ich habe es sofort gesehen: So ein großes, dunkles Etwas in der Mitte des Sees, leicht in Nebel gehüllt … Mit Herzklopfen sind wir dichter heran gepaddelt. Und Onkel Alfred war so zappelig, dass wir fast umgekippt wären. Ich glaube der sieht echt nicht mehr so gut. Als wir dichter dran waren, fand ich es eigentlich glasklar. Das, was mein Onkel für so eine Art „Ungeheuer von Loch Ness“ gehalten hat, war ein – zugegeben riesiges -, von der Sonne ausgeblichenes, leicht verbogenes Plastikkrokodil, das der Wind mal hierhin und mal dorthin trieb. Voll toll:(
Ein typischer Anfang meiner Ferien hier bei den Beiden. Allerdings schien Onkel Alfred auf dem Rückweg so erleichtert zu sein, dass er mich die ganze Zeit zufrieden angegrinst hat. Und deshalb habe ich mich doch gefreut, dass ich ihm wirklich hatte helfen können. Und als mein Chinchillaweibchen Krauta aus meiner Hosentasche herausgehüpft und auf meinem Onkel herumgeklettert ist, da hat der sich halb scheckig gelacht. Wahrscheinlich ist Onkel Alfred sehr kitzelig. Irgendwie auch niedlich.
Naja, die weiteren Tage ist dann mehr oder weniger nichts passiert. Mein Onkel hat viel ferngesehen und meine Tante hat mit ihren Freundinnen telefoniert. Ja und ich habe in Onkel Alfreds Riesenatlas gewühlt und geplant, wohin ich sofort fahren werde, wenn ich groß bin (Italien :). Mit meinem Handy habe ich dazu dann ein bisschen im Netz nachgelesen. Und dann bin ich am Sonntag einfach wieder in die Bahn geklettert und habe mir neue „Kopfabenteuer für Reisende“ ausgedacht …. Was auch sonst 🙂